Kino ist Illusionsmagie – das macht seine Faszination aus und sichert uns ab. Denn sobald Filmbilder zur Belastung werden, ermöglicht der taktische Rückzug auf unser Wissen um ihre Künstlichkeit die notwendige Distanz. Die Kriegsdokumentation „Restrepo" provoziert einen solchen Rückzug, verweigert mit ihrem Paratext aber jeden Ausweg: Diese Bilder sind authentisch. Im Auftrag des US-Magazins Vanity Fair filmten Regisseur Sebastian Junger und Fotograf Tim Hetherington frei von militärischen Auflagen ab, was die US-Soldaten der 173. Airborne Brigade im afghanischen Korengal-Tal zwischen 2007 und 2008 erlebten. Aus 15 Monate schwerem Material hat das Duo eine Innenansicht des Stellungskrieges destilliert, die inhaltlich und formell einen zentralen Aspekt bewaffneter Auseinandersetzung skizziert: Krieg ist vor allem ein Scheitern der Kommunikation. Der politische und strategische Kontext bleibt undurchschaubar, so dass der übergeordnete Wert der Korengal-Mission für Soldaten und Publikum gleichermaßen ein Rätsel bleibt. Die Verständigung mit der Lokalbevölkerung muss unter diesen Vorzeichen ebenso scheitern, wie eine präzise Versprachlichung der Felderfahrung, um die sich in eingestreuten Interview-Sequenzen bemüht wird. „Restrepo" ist eine erschütternde Konfrontation, vor der es kein Entkommen gibt, sobald die wohlig gedimmte Kinosaalbeleuchtung einmal erloschen ist. [mehr..]