Ein lebloser Körper in einer Badewanne, ein Tuch um den Kopf gewickelt, in der Hand ein Brief – es ist die Nachstellung eines geradezu ikonischen Bildes des Klassizismus, „Der Tod des Marat" von David, allerdings mit zwei bedeutenden Unterschieden: Dieser spezielle Marat ist Bewohner einer brasilianischen Favela, und hinter ihm türmen sich Berge von Müll auf. Regisseurin Lucy Walker und ihr Team (Joäo Jardim, Karen Harley) können auf viele dieser wirkmächtigen Bilder des Materialkünstlers Vik Muniz bauen, wenn es darum geht, ihre Kunstdokumentation mit optischen Glanzlichtern zu versehen. Beinahe drei Jahre lang begleiteten die Filmemacher Muniz bei seinem ehrgeizigen Projekt, einen gesellschaftlichen Nicht-Ort, die Mülldeponie von Rio, in Kunst zu transformieren. Glücklicherweise verharrt „Waste Land" jedoch nicht auf der Ebene des Visuellen, sondern fragt nach dem Hintergrund und der Gedankenwelt seiner Protagonisten. Auf diese Weise ist Walker und ihren Kollegen eine außerordentlich intensive Dokumentation gelungen, die weit über Fragen von Kunstschaffen hinausgeht und vielmehr mit viel Sensibilität Alltag und Seelenleben innerhalb dieses besonderen Künstler-Biotops greifbar macht. [mehr..]